„Ich weiß nicht, ob ich mir das noch mal antue“, sagt Herr Kramer, Klassenlehrer einer 9. Realschulklasse in Bayern, und blickt auf den Kalender. Die letzte Klassenfahrt liegt erst zwei Monate zurück – fünf Tage voller Organisation, Verantwortung und kaum Schlaf. Und dennoch: Wenn er von den Momenten erzählt, in denen seine Schüler beim Klettern über sich hinausgewachsen sind oder beim Abendessen plötzlich miteinander lachten, wo sonst Schweigen herrschte, dann lächelt er.
Klassenfahrten sind kein Selbstläufer mehr. Sie stehen auf dem Prüfstand – in Zeiten von Budgetkürzungen, überbordender Bürokratie und wachsendem Erwartungsdruck. Doch gerade deshalb braucht es einen Moment des Innehaltens: Warum fahren wir überhaupt noch los? Was verlieren wir, wenn wir es nicht mehr tun? Warum sind Klassenfahrten wichtig?
Warum dieser Appell nötig ist
In vielen Lehrerzimmern wird derzeit leiser diskutiert, was früher selbstverständlich war: Soll es in diesem Schuljahr überhaupt noch eine Klassenfahrt geben? Die Gründe, die dagegensprechen, sind nachvollziehbar. Zwischen ausufernden Genehmigungsverfahren, Verantwortungshaftung und pandemiebedingten Unsicherheiten hat sich das „Fahren“ von einem pädagogischen Bonus zu einem logistischen Drahtseilakt gewandelt.
Hinzu kommt ein gesellschaftlicher Stimmungswandel. Eltern fragen häufiger kritisch nach: Muss das wirklich sein? Können wir uns das leisten? Und was, wenn etwas passiert? Sind Klassenfahrten wichtig? Die Medien greifen Einzelfälle auf – von abgesagten Fahrten bis zu chaotischen Abläufen – und verstärken so das Gefühl, Klassenfahrten seien ein unnötiges Risiko.
Gleichzeitig stehen Schulen unter Druck, messbare Ergebnisse zu liefern: Noten, Abschlüsse, PISA-kompatible Kompetenzen. In diesem Klima wirkt eine Woche im Harz oder an der Ostsee schnell wie ein verzichtbares Luxusgut. Dabei ist das Gegenteil der Fall.
Fahrten als Lernraum außerhalb des Klassenzimmers
„Die wichtigste Lektion der Woche? Dass Respekt nicht nur ein Wort ist“, erzählt Frau Aydin, Lehrerin an einer Gesamtschule in NRW, nach ihrer Fahrt in ein Selbstversorgerhaus im Schwarzwald. Ihre Klasse hatte zu Beginn Schwierigkeiten: ständiges Zuspätkommen, Desinteresse, Gruppenbildung. Doch genau deshalb war die Fahrt nötig.
Außerhalb der gewohnten Schulstrukturen entstehen neue Räume: Für Selbstverantwortung, soziale Aushandlung, gemeinschaftliches Handeln. Wer im Matheunterricht schweigt, übernimmt plötzlich die Leitung beim Kochen für 28 Personen. Wer sonst jede Regel infrage stellt, kümmert sich um den Müll. Solche Erfahrungen lassen sich im Klassenzimmer nicht simulieren – sie brauchen die Distanz zum Schulalltag, neue Umgebungen und echte Herausforderungen.
Und doch: In den letzten Jahren häufen sich Berichte von abgesagten Fahrten. Nicht wegen des Budgets, sondern weil Lehrkräfte schlicht nicht mehr bereit sind, sich dem Risiko auszusetzen. „Mit dieser Klasse fahre ich nicht“, ist ein Satz, der mittlerweile häufiger fällt. Fehlender Respekt, aggressive Sprache, Eskalationen im Vorfeld – sie lassen viele Pädagogen zögern. Und manche Schulen planen gar keine Fahrt mehr ein.
Dabei brauchen gerade diese Gruppen einen geschützten Erfahrungsraum außerhalb der Schule. Fahrten sind kein Belohnungssystem für „brave Klassen“. Sie sind ein Angebot zur Entwicklung – auch und gerade für schwierige Gruppen. Klassenfahrten sind wichtig!
Gemeinschaft erleben, Konflikte lösen, Vertrauen aufbauen
Es beginnt oft im Bus: ein falscher Spruch, ein zu lautes Lachen – erste Spannungen lassen nicht lange auf sich warten. Doch während der Tage vor Ort verschieben sich die Rollen. Schüler, die im Unterricht kaum miteinander sprechen, entdecken gemeinsame Stärken beim Orientierungslauf. Zwei, die sich seit Monaten meiden, landen plötzlich im selben Kanu.
Gerade in diesen Momenten geschieht pädagogisch Wertvolles: Konflikte werden nicht ignoriert, sondern ausgetragen – unter Aufsicht, mit Reflexion, mit pädagogischer Begleitung. Vertrauen kann wachsen, weil alle Beteiligten neue Seiten aneinander erleben.
Herr Böhm, der seit zwanzig Jahren Klassenfahrten organisiert, beschreibt es so: „Man sieht plötzlich, wer Verantwortung übernimmt. Wer tröstet. Wer zuhört. Das sind Lernmomente, die tiefer gehen als jeder Methodentrainings-Workshop.“
Klassen, die gemeinsam eine Woche durch Höhen und Tiefen gegangen sind, kehren verändert zurück. Oft ruhiger, manchmal sogar gereifter. Diese Veränderungen schlagen sich nicht sofort in Noten nieder – wohl aber in Arbeitsatmosphäre, Respekt und Kooperationsfähigkeit.
Das ist nicht romantisierend gemeint. Natürlich gibt es Momente, in denen das Gegenteil geschieht – wenn Cliquenbildung sich verfestigt oder Konflikte eskalieren. Doch genau dort braucht es gut vorbereitete Fahrten mit klaren Regeln, empathischer Begleitung und strukturierten Reflexionsphasen. Und: einen langen Atem.
Inklusive Chancen schaffen – gerade für schwierige Gruppen
Nicht jede Klasse ist homogen. In vielen Lerngruppen treffen heute unterschiedlichste Bedürfnisse aufeinander: sprachliche Hürden, soziale Spannungen, Förderbedarfe. Klassenfahrten bieten hier ein enormes Potenzial – wenn sie entsprechend geplant werden.
Für Mia, die im Rollstuhl sitzt, war die Fahrt an die Nordsee ein Wendepunkt: „Ich war zum ersten Mal richtig dabei – nicht nur am Rand.“ Für Yusuf, der erst seit Kurzem Deutsch lernt, wurde das gemeinsame Kochen zur Bühne seines Talents. Und für Lina, oft ausgegrenzt, war das Impro-Theater eine Offenbarung.
Solche Erlebnisse gelingen nicht zufällig. Sie erfordern inklusive Konzepte, erfahrene Begleiter und Programme, die nicht auf Leistung, sondern auf Begegnung setzen. Gute Anbieter – wie hauptstadtreisen – achten bei der Planung darauf, dass barrierefreie Unterkünfte, abwechslungsreiche Aktivitäten und gruppendienliche Moderation selbstverständlich sind.
Realität: Aufwand ja – aber mit vielfachem Gewinn
Planen, kalkulieren, Elternabende abhalten, VVs einholen, Notfalllisten pflegen, Fahrtenbücher führen … Die To-Do-Liste einer Klassenfahrt ist lang – und endet nicht mit der Abfahrt des Busses. Gerade junge Lehrkräfte berichten, dass sie sich überfordert fühlen. Die Verantwortung ist enorm: körperlich, rechtlich, emotional.
Doch wie groß ist der tatsächliche Aufwand – im Verhältnis zum Gewinn? Frau Lenz, Deutschlehrerin an einer Stadtteilschule in Hamburg, hat es einmal durchgerechnet: „Ich habe für die Organisation etwa 25 Stunden investiert. Die Rückmeldungen der Schüler, die Gruppendynamik danach – das war es wert. Denn diese fünf Tage haben Beziehungen geschaffen, die das ganze Schuljahr tragen.“
Solche Aussagen hört man häufig – und sie stimmen. Vorausgesetzt, die Fahrt ist gut durchdacht, strukturiert geplant und realistisch konzipiert. Nicht jede Klasse ist für ein Zeltlager bereit. Nicht jede Lehrkraft möchte Bergtouren begleiten. Es braucht Angebote, die zur Gruppe passen, sichere Rahmenbedingungen, klare Verhaltensregeln – und: ein Kollegium, das sich gegenseitig stützt.
Was zusätzlich hilft: externe Unterstützung. Reiseveranstalter mit pädagogischem Fokus – wie etwa hauptstadtreisen – bieten Programme, die nicht nur organisatorisch entlasten, sondern auch auf Gruppenentwicklung abgestimmt sind. Und ja, das darf man auch sagen, ohne dass es nach Werbung klingt.
Fazit: Plädoyer für Mut und Unterstützung
„Frau Müller, fahren wir dieses Jahr eigentlich weg?“ – Diese Frage hören viele Lehrer bereits im Herbst. Oft steckt hinter ihr nicht nur Neugier, sondern echte Hoffnung. Hoffnung auf Veränderung, auf Gemeinschaft, auf eine Auszeit vom schulischen Korsett.
Und ja, es braucht Mut, eine Fahrt durchzuziehen – besonders mit schwierigen Klassen. Es braucht Kollegen, die mitziehen. Eltern, die vertrauen. Und eine Schulleitung, die den pädagogischen Wert von Fahrten nicht nur auf dem Papier anerkennt.
Wer sich darauf einlässt, wird nicht immer belohnt. Aber oft. Und manchmal über alle Erwartungen hinaus. Dann, wenn ein zurückhaltender Schüler beim Impro-Theater über sich hinauswächst. Wenn eine Klassenkonferenz zur Reflexionsrunde wird. Wenn eine stille Schülerin am Abreisetag sagt: „Das war das erste Mal, dass ich mich in der Klasse wohlgefühlt habe.“
Klassenfahrten sind keine Pflichtveranstaltungen. Sie sind Chancen. Sie öffnen Räume, in denen junge Menschen sich ausprobieren, Lehrer neue Zugänge finden – und Schule zum Lebensraum wird. Klassenfahrten sind wichtig.
Wer plant, braucht dafür keinen Heldenstatus – sondern Rückhalt. Von Kollegen, von Eltern, von starken Partnern wie hauptstadtreisen. Denn damit jede Klassenfahrt das wird, was sie sein kann: ein unvergesslicher Baustein gemeinsamer Entwicklung.