Ein Erfahrungsbericht von Lena S., 30 Jahre, Lehrerin an einem Gymnasium in NRW
Meine erste Klassenfahrt als Lehrerin – das klang in meinem Kopf nach Aufregung, wenig Schlaf und vielen offenen Fragen. Wohin geht’s? Wie verhalte ich mich in brenzligen Situationen? Wie schafft man fünf Tage mit 32 Jugendlichen und trotzdem pädagogischen Mehrwert?
Die Antwort kam in Form einer Reise nach Hamburg – organisiert mit einem erfahrenen Klassenfahrten-Anbieter. Und rückblickend kann ich sagen: Diese Fahrt hat nicht nur unsere Klassengemeinschaft gestärkt, sondern auch mir als Lehrkraft Sicherheit und Freude gebracht.
Vorbereitung: Was wirklich zählt
Als ich gefragt wurde, ob ich die 9. Klasse begleiten wolle, sagte ich schnell zu. Aber innerlich meldeten sich Zweifel: Was, wenn jemand krank wird? Wenn Streit ausbricht? Wenn ich etwas übersehe? Zum Glück standen wir nicht allein da – unser Reiseveranstalter übernahm Buchungen, Ticketreservierungen, das Rahmenprogramm. Das verschaffte mir den nötigen Freiraum, um mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Schüler.
Ein kleiner, aber wichtiger Tipp: Legen Sie frühzeitig eine klare Tagesstruktur fest – inklusive Pufferzeiten. Das bringt Ruhe in die Gruppe und Ihnen Luft zum Atmen.
Anreise & Unterkunft: Stressfrei geht doch
Wir entschieden uns für die Anreise mit der Bahn – eine nachhaltige und praktische Lösung. Die Jugendlichen saßen in festen Kleingruppen zusammen, die Stimmung war erwartungsvoll und erstaunlich diszipliniert.
Untergebracht waren wir in einem zentralen Hostel mit Etagenbelegung nur für unsere Klasse. WLAN, Rückzugsräume, Lounge-Bereich und ein ausgewogenes Frühstück – das alles sorgte für einen entspannten Start in jeden Tag. Besonders hilfreich: Die Mitarbeitenden waren auf Schulklassen eingestellt und behielten auch bei Lärm die Nerven.
Mobilität in der Stadt – ein Selbstläufer
Mit Gruppentickets und Tagestickets für die Lehrkräfte bewegten wir uns flexibel durch Hamburg. Die meisten Jugendlichen kannten sich bereits gut mit ÖPNV-Apps aus – das machte die Wegeplanung einfach und förderte Selbstständigkeit.
Programm: Bildung trifft Erlebnis
Unser Ziel: Eine gute Mischung aus Wissensvermittlung, Bewegung und Spaß. Die Highlights:
- Miniaturwunderland – ein echter Überraschungshit. Detailverliebt, technisch beeindruckend und ein Ort, an dem selbst skeptische Schüler ins Staunen gerieten.
- Chocoversum – Naschen erlaubt! Das Mitmachkonzept kam an: vom Duft gerösteter Kakaobohnen bis zur selbst gegossenen Schokoladentafel.
- Musical „Harry Potter und das verwunschene Kind“ – für viele ein Herzensmoment. Die Magie auf der Bühne berührte alle Altersgruppen.
- Barkassenfahrt – zwei Stunden durch HafenCity und Speicherstadt. Der Guide verband Geschichte mit Humor – und selbst die coolsten Neuntklässler hörten zu.
- Elbphilharmonie-Plaza – kurzer Abstecher mit großer Wirkung. Der Ausblick war atemberaubend, das Interesse an Architektur geweckt.
- Fahrradtour mit „Zweiradperle“ – ein voller Erfolg. Bewegung, frische Luft und spannende Einblicke in Hamburgs Stadtentwicklung.
- Hamburger Unterwelten – eindrucksvoll, beklemmend, lehrreich. Ein Beispiel dafür, wie Geschichte unter die Haut gehen kann.
- Graffiti-Tour – Urban Art als Spiegel gesellschaftlicher Themen. Viele Schüler stellten nachdenkliche Fragen – ein echter Diskussionsanstoß.
- Führung im Millerntor-Stadion – Fußball trifft Haltung. Auch wer den Ball sonst meidet, war beeindruckt von der sozialen Botschaft des FC St. Pauli.
Gemeinschaft stärken – ganz nebenbei
Die Abende – ob beim gemeinsamen Essen oder beim Spielen in der Lounge – waren wertvoller als erwartet. Es wurde geredet, gelacht, diskutiert. Die anfängliche Grüppchenbildung wich einem spürbaren Miteinander.
Natürlich lief nicht alles glatt: ein verlorenes Ticket, kleinere Diskussionen um Zimmerverteilungen. Aber mit Ruhe, Offenheit und einer Prise Humor ließ sich alles lösen.
Fazit: Mit Erfahrung wächst Gelassenheit
Ich habe gelernt, wie wichtig gute Vorbereitung, ein starker Partner und klare Kommunikation sind. Hamburg hat uns nicht nur Programmpunkte geliefert – es wurde zum Klassenzimmer mit Aussicht.
Und ja, ich würde wieder fahren. Mit weniger Aufregung, aber genauso viel Neugier. Denn diese fünf Tage haben mir gezeigt, wie viel Potenzial in gut begleiteten Klassenfahrten steckt – damit jede Reise unvergesslich wird.